11. Mai 2018 Hanna Raissle

Mit Bildern Highlights schaffen – Die Geheimnisse wirkungsvoller Wandgestaltung.

Kennen Sie diese Situation auch? Sie betreten einen Raum und fühlen sich nicht so recht wohl. Am liebsten würden Sie wieder gehen, und das obwohl die Einrichtung recht ansprechend aussieht. Unterbewusst stört etwas die Harmonie. Aber was? Dies ist oft auf den ersten Blick nicht klar. Eine der möglichen Ursachen ist der gedankenlose Umgang mit Bildern. Selbst in guten Häusern erlebt man, dass Bilder ohne Konzept irgendwie an die Wand genagelt wurden. Schade, denn Wandgestaltung mit Bildern hat das Potential aus einem Durchschnittsraum etwas Besonderes zu machen.

Jedes Detail im Raum trägt zum harmonischen Ganzen bei. Mehr noch, man kann den Fokus des Gastes gezielt auf eine perfekt inszenierte Wand lenken und damit Highlights schaffen, die den ganzen Raum aufwerten.

Warum ist Wandgestaltung so wichtig?

Natürlich kehrt man als Gast nicht in ein Restaurant ein, um die Wände zu studieren, sondern sich verwöhnen zu lassen. Aber  das Raumdesign bildet nun mal den Rahmen dazu. Es versetzt den Gast in einen positiven emotionalen Zustand. Dies bewirkt, dass der Service freundlicher wirkt und das Essen besser macht. Vorausgesetzt, der Raum hat eine authentische Ausstrahlung. Unser Unterbewusstsein ist dabei ein strenger Kritiker und nicht zu überlisten. Er registriert alles Störende penibel. Das Fatale daran ist, dass es selten die Bewusstseinsschwelle überwindet. Wir denken also selten, oh die Bildgestaltung ist stümperhaft, nein wir nehmen meist nur ein Gefühl der Disharmonie wahr und fühlen uns unwohl.

In welchen Häusern ist ein gutes Bildlayout an der Wand besonders wichtig?

Unabhängig vom Stil und vom Niveau  gilt dieser Anspruch für alle (Gast)Räume. Ja, es gilt für das Gourmetrestaurant ebenso wie für die Familienpension oder selbst für eine einfache Kneipe.

Wie geht man beim Bildlayout vor? Was muss man bedenken?

Die erste Frage die man sich dabei stellen sollte, gilt immer der Aussage des Hauses. Wer sich mit seiner Marke, seinem CI  schon beschäftigt hat, für den ist es einfach, denn die Motive werden zur Markenaussage gewählt.

Die zweite Frage gilt der Anzahl und der Größe der Bilder mit denen man die Wände schmücken möchte.

Nun gilt es, den eigenen Fundus zu checken, die geeigneten Bilder auszuwählen und sofern diese nicht reichen, sich auf die Suche nach passenden Objekten zu begeben. Aber bitte nicht im Baumarkt!

Wann sind Bilder fehl am Platz?

Ja auch das gibt es, manche Räume vertragen keine Bilder. Manchmal ist die Architektur so aussagekräftig, dass Bilder stören würden.

Eine weiße Wand in einem  architektonisch anspruchsvollen Raum, wie zum  Beispiel in den modernen Gebäuden des Architekten Richard Mayer, der die Wirkung gezielt mit Licht und Schatten lenkt, ist großartig. Falsch verstandener Minimalismus in einem beliebigen Raum führt aber beim Betrachter zu Langeweile.

Richtige Wandgestaltung mit Bildern  ist also bei weitem mehr, als  “einfach ein paar Bilder aufhängen damit die Wand nicht so leer wirkt” Wie aber hängt man Bilder „richtig?

Die goldene Regel des Bildlayouts

Themenkonzepte erstellen

Einfach nur Bilder aufzuhängen funktioniert also nicht. Um den gewünschten Effekt beim Gast hervorrufen zu können, ist ein Konzept erforderlich. Werfen Sie darum einen Blick auf Ihr Haus. Wofür stehen Sie? Was zeichnet Sie aus? Ein bayrisches Wirtshaus könnte sich beispielsweise aus der Motivwelt der Berge oder der Bierbrauerei bedienen, während ein Café vielleicht Torten, Sammeltassen oder Kaffeesäcke zeigen könnte. Darf es ein bisschen origineller sein, dann wird man in der Haushistorie oder in Familienchroniken sicher fündig.

Das innenarchitektonische Konzept weiterführen

Je besser alle Raumdetails zu einer Einheit verschmelzen, umso besser ist der Gesamteindruck und der emotionale Wert, denn nur der zählt. Wählen Sie zuerst Rahmenart oder Leinwanddruck aus. So können Sie auch mit Bildern aus einer Bilddatei ein wunderbares Ergebnis erzielen. Farbige Bilder bringen Farbe ins Spiel, Schwarz-Weiß-Motive nehmen sich zurück.

Haben Sie Holzvertäfelungen an den Wänden, könnte es zu viel werden, auch noch Bilder mit schweren Holzrahmen aufzuhängen – wie wäre es hier stattdessen mit einem Leinwand-Druck? Das passt sicher nicht in jedes rustikale Lokal, kann aber einen gekonnten Stilbruch schaffen. Und wie sieht es mit der Raumgröße aus? Ist viel Platz? Dann schöpfen Sie aus dem Vollen und kreieren eine große Bilderwand als Hingucker. Möchten Sie es lieber reduzierter? Kein Problem, auch dafür gibt es Bildlayouts. Wir stellen die Gängigsten vor.

In Reih und Glied: Bilderleiste und Bildanordnung in einer Reihe

Wählen Sie für diese Wandgestaltung Bilder aus einer Motivwelt und im gleichen Format aus. Diese hängen Sie dann in einer Reihe etwas über Kopfhöhe des sitzenden Gastes auf. So entsteht ein regelmäßiger Gesamteindruck, der Ruhe in den Raum bringt, ohne langweilig zu wirken.

Gute Beleuchtung ist für Bilder ebenso lebensnotwendig. Aber dazu mehr in einem späteren Beitrag.

Auf Blickfang: Highlights setzen mit Triptychon, Relief und Großformatbild

Großformatige Motive sind nicht zu übersehen. Dieses an die Wand zu bringen, ist auf ganz unterschiedlichen Wegen möglich. Zunächst wäre natürlich ein Großformatbild eine Möglichkeit. Es sollte jedoch nur dann eingesetzt werden, wenn es sich wirklich harmonisch in das Gesamtkonzept einfügt – immerhin wird es ein raumbestimmendes Element sein. Eine solch prägnante Inszenierung muss wohlüberlegt gewählt sein.

Hier im Pfaffenberg Bistro in Solingen, werden mit dem Bild gleich mehrere positive Effekte erzielt. Zum einen wird der langgezogene Raum optisch gekürzt, des weiteren erreicht man durch die Farbwahl und den gezielt gelenkten Lichtakzent eine sehr positive Stimmung. Ohne das Bild würde der Raum nach hinten hin „absumpfen“.

Eine schicke zeitgemäße Alternative ist ein modernes Triptychon. Ursprünglich findet man diese Art der dreiteiligen Bildgestaltung oft in religiösen Zusammenhängen, zum Beispiel in aufklappbaren Kirchenaltären. In der modernen Variante lassen sich vielfältige Motive in dieser Art umsetzen. Heute erstrecken sich häufig Fotografien oder auch abstrakte Gemälde auf drei meist gleichen Leinwänden. Dadurch entsteht ein luftigerer Eindruck als bei einem großformatigen Bild. Wie gut sich diese Art auch für „Alpinstyle“ eignet, sieht man bei dem Triptychon, das für die Paulaner Brauerei angefertigt wurde.

Eine weitere Art der großen Wandgestaltung ist das Relief. Es ist zwar kein Bild in der eigentlichen Art, ist aber schon seit der Antike ein beliebtes Mittel. Diese Kunstform speist sich aus der Bildhauerei und der Malerei und arbeitet mit ganz unterschiedlichen Materialien: Holz, Stein, Metalle, aber auch Papier oder sogar Schokolade können dafür genutzt werden. Ein solches Relief bildet eine interessante, dreidimensionale Variante der Wandgestaltung.

Zeigen, was man hat: Bilderwand und die Petersburger Hängung

Wenn Sie viel Platz haben, jedoch keine großen Bilder, dann ist eine Bilderwand eine tolle Variante. Diese kann zum Beispiel mit Bildern im gleichen Format hergestellt werden. Ähnlich wie Fliesen können Sie einen Teil der Wand (oder auch die gesamte) damit gestalten. Achten Sie darauf, sehr akribisch gleiche Abstände einzuhalten. Außerdem sollten die Bilder aus einer Farb- und Motivwelt stammen, damit das Ganze nicht zu unruhig wird.

Die Königsdisziplin der Wandgestaltung mit Bildern ist aber wohl die Petersburger Hängung. Diese collagenartige Anordnung von Bildern stammt aus der Zeit des Großbürgertums in St. Petersburg, als man seine Gemäldesammlung als Zeichen des Wohlstands möglichst groß und prominent an den Wänden zeigen wollte.

Hängen Sie am besten gleich große Rahmen abwechselnd horizontal und vertikal auf. Ist ein Bild mal kleiner als der Rahmen, können Sie mit Passepartouts arbeiten. Es ist aber auch möglich, unterschiedlich große Rahmen zu verwenden. Versuchen Sie für ein möglichst harmonisches Ergebnis die Bilder gleichmäßig zu verteilen. Sie können aber auch die größeren Motive in die Mitte hängen und die kleineren darum arrangieren. Wichtig ist: Abstand bewahren. Treten Sie immer wieder ein paar Schritte zurück und lassen Sie die Hängung auf sich wirken. Es sollte nicht zu unruhig werden!

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